Hüttentour in den Dolomiten - Palaronda Trek

Traumtour gesucht? - Bitteschön
Der Palaronda Trek in den Dolomiten

Update
Veröffentlicht am 23.05.2025

Lage & Charakter

Wie ein riesiges Schloss ragt die Pala-Gruppe im Grenzgebiet der italienischen Provinzen Belluno und Trient in den Himmel. Schroff, hoch, abweisend wirken ihre Wände, die oben in filigrane Türme und Hörner auslaufen.Hinter ihnen, verborgen vor den Blicken der Menschen im Tal, liegt eine weite, karge Hochebene, über der Steinadler ihre Kreise ziehen. Die schönste Möglichkeit, diese südlichste Dolomiten-Gruppe zu erkunden, ist der Palaronda-Trek. Vom Talort San Martino, etwa 90 Kilometer östlich von Bozen, führt die Runde durch den Naturpark Paneveggio-Pale di San Martino und seine Felslandschaften, die aus einer Fantasy-Welt stammen könnten. Auf einer Höhe von 2500 Metern und einer Fläche von 50 Quadratkilometern erstreckt sich das majestätische Hochplateau Altopiano delle Pale. Zwei Schwierigkeitsgrade stehen zur Wahl: Der "Hard Trek" dauert fünf bis sechs Tage und folgt mal Klettersteigen, mal seil-versicherten Wegen. Der "Soft Trek" dagegen erschließt Wanderern auf vier Etappen die schönsten Spots der Pala-Gruppe – und lässt genug Zeit für individuelle Gipfelbesteigungen. Gemütliche Tagesausklänge in urigen Schutzhäusern wie dem Rifugio Rosetta und dem Rifugio Pradidali runden die Tour aufs Schönste ab.

Die Palaronda erfordert Trittsicherheit und Kondition, ist technisch aber eher einfach. Da es vielfach über scharfkantiges Geröll geht, empfehlen sich Bergstiefel – erst recht, wenn ihr Gipfelbesteigungen einbaut. Verpflegung: Die Hütten (s.u.) bieten meist Halbpension an, Einkehroptionen unterwegs gibt es wenig. Fragt auf den Hütten nach Lunchpaketen, füllt dort eure Wasservorräte auf und nehmt Snacks wie Müsliriegel et cetera mit. Weitere Tipps für die Tour und die einzelnen Etappen des Palaronda-(Soft-)Treks inklusive GPS-Daten findet ihr in diesem Artikel.

Beste Zeit: Die Hauptsaison geht von Ende Juni bis Mitte September. Das Zeitfenster ist relativ knapp, weil die Route in hohen Lagen verläuft. Auch die Hütten haben nur in dieser Zeit geöffnet. Am Saisonanfang und -ende liegt oft Schnee auf den Pfaden, und im August sind die Hütten schnell ausgebucht.

Der Palaronda-Trek im Überblick

  1. Von San Martino zur Rosetta-Hütte
  2. Rosetta-Hütte – Pradidali-Hütte
  3. Pradidali-Hütte – Rifugio Treviso
  4. Rifugio Treviso – Rosetta Hütte

Etappe 1: Von San Martino zur Rosetta-Hütte

Am besten parkt man an der Talstation der Seilbahn Colverde-Rosetta. Von dort geht es zunächst über die Forststraße Richtung Val di Roda bis zu einer Kreuzung, ab der der Wanderweg Nr. 725 Sentiero del Cacciatore Wanderer nach Colverde hinaufführt. Weiter auf dem Weg Nr. 701 Richtung Rifugio Rosetta auf das Hochplateau der Palagruppe. Kurze Zeit später erreicht man die Rosetta-Hütte. Wer früh dran ist und sich noch energiegeladen fühlt, kann außerdem in zwanzig Minuten die Rosettaspitze besteigen.

Etappe 2: Rosetta-Hütte – Pradidali-Hütte

Jetzt beginnt die eigentliche Palaronda. Von der Hütte führt der Wanderweg Nr. 709 zum Fuße des Fradusta-Gletschers. Auf der linken Gletscherflanke zieht der Pfad 1,5 Stunden bergauf und endet auf der aussichtsreichen Cima Fradusta (2939 m) im Herzen der Palagruppe. Auf gleichem Weg zurück zum Pass Pradidali Basso. Von dort steigt man ins obere Val Pradidali ab und wandert weiter zur Pradidali-Hütte.

Paloranda-Trek, Pala-Dolomiten, Trentino
Stefan Santifaller

Etappe 3: Pradidali-Hütte – Rifugio Treviso

Am dritten Tag leitet Weg Nr. 709 von der Pradidali-Hütte aus ins Val Pradidali. Dort begleiten die Route vertikal in den Himmel strebende Felswände bis ins Val Canali. Links abbiegen und dem Weg nach, vorbei an der Ruine der Alpe Malga Pradidali zur Malga Canali. Hier lohnt sich eine Einkehr. Wer will und Energie über hat, biegt etwa 500 Meter vor der Malga Canali rechts ab und erreicht nach drei Kilometern durch flaches Gelände den See der Villa Welsperg, der smaragdgrün schimmernd vor dem Pala-Panorama liegt. Wieder zurück und schließlich auf dem Wanderweg Nr. 707 zum Etappenziel, der Treviso-Hütte.

Etappe 4: Rifugio Treviso – Rosetta Hütte

Wieder folgt man dem Wanderweg Nr. 707, heute ins breite Tal Vallone del Coro. Nach drei Stunden Aufstieg erreicht man den Canali-Pass am östlichen Rand des Hochplateaus. Nach weiteren drei Stunden auf dem Wanderweg Nr. 707 schließt sich die Runde wieder an der Rosetta-Hütte. Den finalen Abstieg nach San Martino di Castrozza übernimmt bei den meisten Wanderern die Seilbahn Colverde-Rosetta.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Wie komme ich in die Pala-Dolomiten?

Mit dem Auto erreicht man San Martino di Castrozza über die Brennerautobahn, Abfahrt Egna-Ora. Wer mit den Öffentlichen anreisen möchte, fährt bis Trient und von dort mit dem Bus "Trentino Trasporti" bis San Martino di Castrozza. Fahrplan: trentinotrasporti.it/de

Tipps für die Planung eurer Hüttentour

  • Auskunft über den Trek und Hütten gibt es unter palarondatrek.com – für Unternehmungen in der Umgebung von San Martino hilft die Seite sanmartino.com weiter.
  • Anspruch Soft Trek: Der Soft-Trek verlangt Trittsicherheit und Kondition, ist technisch jedoch recht einfach.
  • Variante Hard Trek: Wer mehr Abenteuer will, baut einen der vielen Klettersteige in den Trek ein. Vorschläge für drei bis acht Tage hier Für alle sollte man gute Klettersteig-Kenntnisse mitbringen (Schwierigkeitsgrad D+: sehr schwierig).
  • Hier lassen sich auch Pauschalangebote für den Palaronda-Trek buchen, zum Beispiel drei Hüttenübernachtungen mit Halbpension ab 260 Euro.
Paloranda-Trek, Pala-Dolomiten, Trentino
Stefan Santifaller

Unterkünfte & weitere Tipps

  • Komfort zum Auftakt: Es bietet sich an, vor oder auch nach der Tour direkt in San Martino zu übernachten. Das Hotel Regina empfängt mit plüschigem Charme der 70er Jahre, bietet aber andererseits Sauna, ein kleines Hallenbad und ein Outdoor-Jacuzzi mit Pala-Blick. Feines Frühstück. DZ rund 140 Euro/Nacht. hregina.it
  • Auf dem Trek: Fünf Hütten stehen vom 20. Juni bis 20. September in der Pala-Gruppe für Übernachtungen zur Verfügung: Rosetta, Pradidali, Treviso, Rifugio Mulaz und Velo della Madonna. Auf dem hier beschriebenen Viertagestrek liegen die ersten drei (rund 15 Euro/Nacht für AVMitglieder)
  • Die Rosetta-Hütte thront an der Kante eines Hochplateaus. Kleine Zusatztour: auf die Rosetta-Spitze. Info: rifugiorosetta.it
  • Die Pradidali-Hütte ist ein idealer Ausgangspunkt für Klettertouren. Info: rifugiopradidali.com
  • Die Treviso-Hütte im oberen Val Canali lockt mit zahlreichen Touren auch viele Kletterer an. Info: caitreviso.it
  • Das Rifugio Volpi al Mulaz liegt auf 2571 Meter. Erst seit 2017 gehört die Hütte zum Palaronda "Hard Trek" und fügt der bisherigen Ronda eine Schleife nach Norden hinzu – Klettersteig inklusive (Info: sanmartino.com). Mit der Via Ferrata Bolver-Lugli (C) und der VF Stella Alpina (C/D) beherbergt die Pala zwei der bekanntesten Klettersteige in den Dolomiten. Infos: Klettersteigführer Dolomiten, Rother, 18,90 Euro.
  • Den Gaumen verwöhnen: Gehobene italienische Küche genießt man im La Canisela im Grand Hotel des Alpes, San Martino (hotel desalpes.it), oder im La Pajara im zwölf Kilometer entfernten Fiera di Primiero (lapajaragourmet.it).
  • Traditionell speisen: Italien ohne Pizza? Geht nicht. Eine der besten gibt’s im La Vecchia Fornace, San Martino. Alternativ serviert die Osteria Pan e Vin in Siror Traditionelles. osteriapanevin.it
  • Alm mit Charme: Auf Almen isst man bekanntlich besonders gut. Eine Schippe drauf legt die Malga Ces ein Stück nordöstlich von San Martino. Alles ist selbst gemacht und wird liebevoll angerichtet. malgaces.it
  • Klettern: Die Berge und Felswände der Pala eignen sich hervorragend für ausgedehnte Klettertouren. Wer diese Sportart einmal ausprobieren möchte, bucht am besten einen Kurs bei den einheimischen Bergführern: aquilesanmartino.com
  • Canyoning: Abkühlung an heißen Tagen? Der Wildbach des Val Noana eignet sich hervorragend für Canyoning-Abenteuer. Inklusive Ausrüstung und Bergführer kostet der Trip 55 Euro. Infos: sanmartino.com/DE/canyoningDE/

Immer mit der Ruhe – unser Reisebericht zum Download

Wenn die Wolken im Tal zurückbleiben, sich jeder vertikale Meter anfühlt wie zehn und die Luft dünner wird, ist ein Wanderer dort, wo er sein will. Auf rund 2500 Metern in den Bergen. Das einzige Geräusch der eigene Atem. Das einzige Licht Sonne, Mond und Sterne. Der Kopf wird leicht, die Schwerkraft scheint aufgehoben. So wie auf dem Palaronda-Trek. Vier Tage zieht er durch die Bergwelt der Palagruppe, die aussieht wie von einem anderen Planeten. Auf einer Höhe von 2500 Metern erstreckt sich das Hochplateau Altopiano delle Pale über 50 Quadratkilometer. Seine Entstehung begann vor rund 300 Millionen Jahren, als im seichten Meer der Trias Korallen unzählige Kolonien gründeten, abstarben und so Schicht um Schicht tausend Meter hohe Riffe schufen. Die sich mit der Auffaltung der Alpen erhoben. Wind und Wetter, Eis und Wasser modellierten die schroffen Felstürme, die heute als Ecken, Kanten, Spitzen und Überhänge die einzigartigen Dolomiten prägen. Als wäre das allein nicht schon genug, verändert die Sonne wie in einer überdimensionalen Lightshow im Tagesverlauf die Farben der Felsen. Von Blau zu Grau zu Rosa zu Rot. Von bedrohlich über anmutig zu Kitsch. Von San Martino di Castrozza steigt man nach Osten zur Runde ab dem Rifugio Rosetta auf. Der Ort liegt unweit des Passo Rolle im Primierotal. Von hier eroberten englische und deutsche Bergsteiger seit den Sechzigerjahren die Dreitausender der Pala. Dennoch ist San Martino heute eher Ziel italienischer Touristen, die größtenteils aus dem nahen Venezien anreisen. Bars, Restaurants, Designerläden und Konfiserien geben den Ton an. Abseits des Mainstream-Tourismus in Cortina und Co. wirkt das Primierotal zurückgezogen und auch etwas zurückgeblieben im Charme der siebziger und achtziger Jahre. Im Hotel Regina schaffen Plüsch und Polster einen krassen Gegensatz zu den wolkenumwobenen Zacken der Pala, die vom heißen Outdoor-Jacuzzi aus noch kälter und gewaltiger wirken. Am nächsten Morgen wartet Bergführer Eric Girardini an der Talstation der Seilbahn Colverde-Rosetta, langbeinig und mit kleinem Gepäck ...

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