Tief im Südschwarzwald befindet sich einer der wenigen Klettersteige überhaupt in Baden-Württemberg: der Todtnauer "Schwimmbadfelsen". Die Autofahrt dorthin dauer von Karlsruhe oder Stuttgart aus rund 2 Stunden, von Freiburg ist man ca. 40 Minuten unterwegs. Gute Parkmöglichkeiten für den Kletterfelsen bieten sich gegenüber dem städtischen Schwimmbad, direkt an der B317. Ein Pfad führt über die Holzbrücke am Bach und hinter dem Freibad dann links an der Vereinshütte vorbei hoch zu den Felsen. Auch der Klettersteig bei Boppard am Rhein eignet sich ganz gut, um schon früh im Jahr den ersten "Felskontakt" herzustellen – ohne sich dabei gleich mit den härteren Bedingungen auseinandersetzen zu müssen, wie etwa in den höheren Alpenregionen. Diese relativ kurzen Steige bieten eine Mischung aus leichtem bis mittlerem Schwierigkeitsgrad und bieten tolle Ausblicke auf Flüsse, Burgen und Weinberge. In unserer Liste unten findet ihr darüber hinaus noch drei weitere Touren.
5 Klettersteig-Tipps fürs Frühjahr
Todtnauer Klettersteig (Todtnau, Hochschwarzwald)
Am Schwimmbadfelsen in Todtnau (gleich hinter dem Freibad) findet man ein recht abwechslungsreiches Kletter-Terrain vor, u.a. auch einen recht kurzen, aber durchaus interessanten Klettersteig, der auch für Anfänger ideal ist. Nach kurzem Aufstieg geht es in zwei Varianten entlang des Felsens bis zur Seilbrücke am Ende des kleinen Parcours. Variante 1 mit Schwierigkeiten A/B - Variante 2 mit kleinem Überhang in den Schwierigkeiten B/C. Leider ist Todtnau auch von Karlsruhe oder Stuttgart aus nicht gerade leicht und schnell zu erreichen - selbst aus dem nördlichen/mittleren Schwarzwald dauert die Fahrt dorthin fast 2 Stunden! Von Freiburg aus sind es ca. 40 min.
- Schwierigkeiten: B/C
- Gesamtdauer: ca. 0,5-1 h - man kann mehrere Runden machen
Ettaler Manndl (Ammergebirge, Bayern)
Sehr kurzer, aussichtsreicher Anfänger-Klettersteig im Schwierigkeitsgrad A/B auf bis zu 1633 Meter. Am besten fährt man von Oberammergau mit der winzigen Gondel zum Laber und wandert in einer halben Stunde zum Einstieg. Ruhigere Alternative: vom Kloster Ettal in etwa zwei Stunden zum Einstieg. Für den Klettersteig braucht man im Auf- und Abstieg nur je ca. 15 Minuten - eine kurze, aber reizvolle Tour, die sich gut für Anfänger eignet. Er liegt auf einer moderaten Höhe und kann im Frühling relativ früh begangen werden, besonders da die Region nicht zu hoch liegt und die Temperaturen in den tieferen Lagen milder sind.
- Schwierigkeiten: A/B
- Gesamtdauer: 0,5 h (ohne Wanderung dorthin)
Mittelrhein-Klettersteig Boppard (Hunsrück)
Der Mittelrhein-Klettersteig bei Boppard in Rheinland-Pfalz stellt ebenfalls eine ideale Einsteigertour für Neukletterer und Familien dar. Wanderpassagen mit einer fantastischen Aussicht auf das Rheintal wechseln sich mit kletterlastigen Stellen ab. Felsstufen und Leitern erleichtern dabei den Aufstieg. Wer dennoch aus der Puste gerät, kann notfalls auf den parallel verlaufenden Wanderweg ausweichen und vorzeitig absteigen. Alle anderen wandern am Kamm entlang bis zum Gasthof Vierseenblick und treten binnen 2 Stunden den Abstieg zurück ins Tal an. Alternativ fährt eine Sesselbahn vom Hirschkopf zurück zum Ausgangspunkt.
- Schwierigkeiten: B
- Gesamtdauer: 2,5 bis 3 h (große Runde) bzw. 1,5 h (kleine Runde)
Norissteig (Hirschbach, Franken)
Der Norissteig in Franken ist die ideale Einsteigertour mit Potenzial für mehr: Ein Wanderweg mit Klettersteigelementen, die aber alle umgangen werden können. Meist eher gemütliche Kraxelei als richtiger Steig, führt die Route über kleine und größere Felszacken. Für Geübtere gibt es auch schwierigere Passagen. Tipp: Auch für junge Kletterneulinge ein spannendes Erlebnis. Immer wieder Ruhe- und tolle Aussichtspunkte vorhanden.
- Schwierigkeiten: überwiegend A/B; Einzelstellen: C (umgehbar)
- Gesamtdauer: 3 h (ab Fischbrunn), 5:30 h (ab Hohenstadt)
Häntzschelstiege (Sebnitz, Elbsandsteingebirge)
Die Route beginnt am Parkplatz Beuthenfall im Kirnitzschtal. Anfangs geht es steil bergauf in Richtung Affensteine. Während der Überquerung der unteren Affensteinpromenade ragt frontal der markante Fels Bloßstock auf. Bis zum Einstieg am Klettersteig der roten Markierung folgen. Anschließend auf Beschilderungen mit dem Hinweis Häntzschelstiege achten. Die erste Etappe beinhaltet Treppen und Leitern. Es folgt die wohl schwierigste Stelle an der Felsschlucht: die Umrundung eines Gesteins. Die obere Häntzschelstiege wird erreicht und beginnt mit einem Kamin. Wer diese Hürde gemeistert hat, schafft auch noch den Rest! Die Route verläuft über das Lange Horn in Richtung Carolafelsen. Weiter geht es durch die Wilde Hölle. Auf der unteren Affensteinpromenade führt die Tour zurück zum Ausgangspunkt Beuthenfall. Tipp: Für eine grandiose Aussicht empfiehlt sich ein Abstecher zur Aussichtsplattform der Carolafelsen.
- Schwierigkeiten: C
- Gesamtdauer: 3 h

Hinweise zur Sicherheit auf Klettersteigen
- Aktuelle Informationen: Prüfe vor jeder Klettersteigtour die Öffnungszeiten und Zugänglichkeit der (oben genannten) Klettersteige, da einige im Frühjahr eventuell noch geschlossen oder gesperrt sein könnten.
- Wetterbedingungen: Im April können die Wetterbedingungen teilweise winterlich sein oder werden. Es ist daher ratsam, sich vor der Tour über die aktuellen Verhältnisse zu informieren (s.o.).
- Schneelage: Höhere Lagen (vor allem im Alpenraum) können noch schneebedeckt sein, was die Begehung von Klettersteigen erschweren oder unmöglich machen kann.
- Ausrüstung: Du solltest immer sicherstellen, dass du über die notwendige Klettersteigausrüstung verfügst (s.u.) und diese fachgerecht verwendest.
Grundausrüstung
Helm, Gurt, Klettersteig-Set, Handschuhe – viel ist es nicht, was man für einen Klettersteig benötigt. Aber die Qualität sollte stimmen. Hier ein paar Empfehlungen:
Antworten auf die wichtigsten Klettersteigfragen
Welche Voraussetzungen muss man mitbringen?
Grundsätzlich sollte man frei von Höhenangst sein. Damit ist nicht der Respekt vor der Tiefe oder leichter Schwindel gemeint, sondern eine echte Akrophobie. Zweitens sollte man halbwegs trainiert sein, denn eine Umkehr auf dem Klettersteig ist oft zumindest problematisch. Bist du dir diesbezüglich unsicher, solltest du die erste Tour auf jeden Fall mit einem Bergführer unternehmen. Um ins Klettersteiggehen reinzuschnuppern, bietet sich ein sehr einfacher Steig an; Tipp: Alpspitz-Ferrata in der Zugspitz-Region.
Kann man Klettersteige auch bei Regen begehen?
Prinzipiell schon, doch erschweren nasser Fels und nasse Drahtseile eine Begehung: Vor allem abgetretene Felsen werden bei Nässe rutschig. Das erfordert sauberes Setzen der Füße, mehr Konzentration und höheren Krafteinsatz beim Festhalten. Außerdem nimmt bei Regen die Steinschlaggefahr zu. Brecht daher besser nur bei guter, stabiler Wetterlage auf!
Brauche ich einen Sitzgurt oder einen Kombigurt?
Normalerweise reicht ein Sitzgurt völlig aus, mit ihm kann man sich freier bewegen und ihn auch zum Klettern einsetzen. Kinder und Klettersteiggeher mit schweren Rucksack (über acht Kilo) sollten jedoch besser zusätzlich einen Brustgurt tragen. Er wird mittels Spezialknoten mit dem Sitzgurt verbunden und verhindert, wie der Kombigurt, dass man bei einem Sturz durch das Rucksackgewicht hinten überkippt und aus dem Sitzgurt rutscht.
Brauche ich wirklich spezielle Klettersteigschuhe?
Versierte, trittsichere Outdoorer können genauso gut auch einen leichten Wanderschuh, Bergstiefel oder guten Multifunktionsschuh tragen. Einfacher und sicherer gelingt das Steigen auf Eisenwegen jedoch mit Klettersteigstiefeln. Sie erlauben mit ihrer festen, dünnen Sohle präzises Setzen der Füße und Nutzung auch kleiner Felsleisten als Tritt. Im Gegensatz zur Sohle ist der Schaft zwar hoch, aber weich. Dadurch schützt er die Knöchel vor Stößen und Schürfwunden, bietet aber gleichzeitig viel Bewegungsfreiheit im Gelenk und damit viel Freiraum beim Setzen der Füße.
Auf welche Gefahren sollte man sich einstellen?
Gewitter, Regen, Steinschlag sowie Nebel und dadurch erschwerte Orientierung sind die häufigsten Gefahren. Geh deswegen nur bei stabiler Wetterlage los, nimm eine Karte und GPS-Gerät mit, und trage dabei stets einen Helm!
Was muss ich beim Klettersteiggehen mit Kindern beachten?
Sportliche Kinder ab etwa zehn Jahren können unter Anleitung eines erfahrenen Erwachsenen einen leichten Klettersteig in Angriff nehmen. Zum Einstieg eignet sich bspw. das Ettaler Manndl bei Oberammergau oder der Klettersteiglehrpfad "Gelbe Wand" bei Hohenschwangau oder der Colodri in Arco am Gardasee.
Neben normaler Wanderausrüstung – und am besten knöchelhohen Wanderstiefeln mit fester und griffiger Sohle – brauchen die Kids eine spezielle Klettersteigausrüstung, bestehend aus Komplettgurt – keinesfalls nur Sitzgurt – Kinderklettterhelm und ein Kinderklettersteigset mit Bandfalldämpfer. Im Falle eines Falles dämpft dieser textile Aufreißdämpfer den Sturz ab.
Achtung beim Kauf: Bei älteren Klettersteigsets kann es passieren, dass der Bandfalldämpfer bei leichten Personen nur wenig oder gar nicht aufreißt und diese beim Sturz somit hohen Beschleunigungskräften ausgesetzt sind. Die Schwelle, bei der ein Bandfalldämpfer auslöst, wurde 2017 angepasst. Bei der neu eingeführten Klettersteignorm gilt bei 40 Kilo Anwendergewicht ein maximaler Fangstoßwert von 3,5 kN. Man sollte also beim Kauf darauf achten, dass das Klettersteigset der neuen Norm EN 958:2017 entspricht. Kinder und leichtgewichtige Personen unter 40 Kilo sollten zudem von oben nachgesichert werden, zum Beispiel mit dem Edelrid Via Ferrata Belay Kit II - Nachsicherungsset (ca. 100 Euro)
Was ist ein leichter Klettersteig?
Die Schall-Skala gibt die Schwierigkeit von Klettersteigen von A bis F an. Leichte Klettersteige sind meist mit A/B gekennzeichnet - wobei es sich bei A um einfache, gesicherte Steige handelt mit meist nicht sehr steilem Gelände mit guten Griffen und Tritten. Einzelne Stellen können ausgesetzt sein. Bei B geht es dann über in steileres Gelände, auch ausgesetzt, kleine Tritte im Gelände vorhanden. Sicherungen wie Leitern, Ketten, Seile, Trittstifte installiert. Gute Kondition und etwas Kraft in den Armen nötig.
Wie schwer ist Klettersteig C?
C: SCHWIERIG
Teils sehr steiles Gelände. Oft ausgesetzt, kraftraubend. Kaum künstliche Tritte am Stahlseil, überhängende Leitern, Klammern/Stifte weit auseinander. Klettersteigausrüstung ist dringend zu empfehlen.
D: SEHR SCHWIERIG
Längere Passagen senkrecht, überhängend und ausgesetzt. Hohe Anforderung an Klettertechnik, Kraft und Psyche. Klettersteigausrüstung obligatorisch. Kletterstellen (bis II) ohne Sicherung möglich.
E: EXTREM SCHWIERIG
Das Gelände ist extrem herausfordernd, meist stark überhängend. Sehr kleine Tritte, teils Reibungskletterei, oft liegt die Hauptlast auf den Armen.
F: EXPERTENNIVEAU
Maximale Kraft und ausgefeilte Kletter und Bewegungstechnik obligatorisch. Nur für sehr starke, erfahrene Kletterer empfohlen
Was braucht man alles für einen Klettersteig?
Auf die Packliste für Klettersteig-Touren gehören auf alle Fälle diese fünf Dinge:
- Klettergurt
- Klettersteigset (mit 2 Karabinern / Bandfalldämpfer)
- Kletterhelm
- robuste Handschuhe
- Berg- oder Wanderschuhe
Außerdem empfehlenswert (je nach Klettersteigtour): eine Rastschlinge zum Ausruhen, sprich eine Bandschlinge mit 80-120cm Länge + Schraubkarabiner, Stirnlampe, Erste-Hilfe-Set, Wetterschutz, Isolierung (leichte Daunenjacke oder Weste), Handy, Biwaksack, genügend Trinkwasser/Getränke, Snack (Riegel o.ä.), Topo, GPS für Zu- und Abstieg.